Möglichkeiten und Grenzen der erfolgreichen Arbeitsmarktintegration von Langzeitbeschäftigungslosen

Langzeitbeschäftigungslosigkeit ist eine zentrale Aufgabe und weiterhin eine große Herausforderung für die aktive Arbeitsmarktpolitik in Österreich. Trotz vielfältiger Instrumente und Betreuungsformen gelingt es nur begrenzt, langzeitbeschäftigungslose Personen dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Ziel der vorliegenden Studie ist es, Möglichkeiten und Grenzen der erfolgreichen Arbeitsmarktintegration Langzeitbeschäftigungsloser zu erforschen. Grundlage sind umfangreiche Struktur- und Längsschnittdatenanalysen sowie multivariate Logit-Regressionsanalysen von AMS-DWH-Daten und Tageskalenderdaten des Dachverbands der Sozialversicherungsträger Österreichs für die Gruppe der langzeitbeschäftigungslosen Personen des Jahres 2022, ergänzt durch eine repräsentative Online-Befragung von über 2.200 Langzeitbeschäftigungslosen. Anschließend wurde eine typisierende Beschreibung langzeitbeschäftigungsloser Personen erstellt. Eine Betriebsbefragung bietet weitere Einblicke in die Möglichkeiten und Grenzen des (Wieder-)Einstiegs langzeitbeschäftigungsloser Personen in das Berufsleben aus der Perspektive der Betriebe.

Die Studie identifizierte vier Themenfelder, die sich als zentral für die Arbeitsmarktintegration langzeitbeschäftigungsloser Personen erwiesen haben: Die gesundheitliche Situation, ein höheres Lebensalter und Altersdiskriminierung, Pflege- und Betreuungspflichten sowie ein niedriger Bildungsgrad und fehlende Qualifikationen.

Aus dem Repertoire der untersuchten AMS-Angebote zeigte sich vor allem die Eingliederungsbeihilfe als besonders wirksam für die (Wieder)Eingliederung Langzeitbeschäftigungsloser in den Arbeitsmarkt. Aber auch die Kurskostenförderungen, die Beschäftigungsangebote am zweiten Arbeitsmarkt (SÖB, GBP) sowie die Beratungs- und Betreuungangebote erzielten positive Effekte. Die Wirkung dieser drei Angebote ist jedoch vor allem dann hoch, wenn sie frühzeitig – innerhalb der ersten 24 Monate der Beschäftigungslosigkeit – in Anspruch genommen werden.

Per Typisierung wurden sechs primäre Haupttypen und drei ergänzende Sekundärtypen langzeitbeschäftigungsloser Personen herausgearbeitet, welche insgesamt rund zwei Drittel der Zielgruppe erfassen. Die Haupttypen reichen von gesundheitlich oder finanziell Belasteten über Personen mit Vereinbarkeitskonflikten aufgrund von Pflege- oder Betreuungspflichten und Personen mit fehlenden Qualifikationen oder Fachkenntnissen bis hin zu Älteren, bei der Arbeitssuche Benachteiligten und Personen mit reduzierter regionaler Mobilität. Zu den Sekundärtypen zählen Personen mit unzureichenden Deutschkenntnissen oder nicht anerkannten ausländischen Qualifikationen, gering Belastete, aber auch schwer Vermittelbare. Die Beschäftigungschancen variieren je nach Typ deutlich und reichen von rund 13% bei gesundheitlich Belasteten bis zu 39% bei gering Belasteten (im Vergleich zum durschchnittlichen Beschäftigungserfolg von 22%).

Langzeitbeschäftigungslosigkeit muss als vielschichtige Problemlage mit Überlagerungen individueller und struktureller Einflussfaktoren gesehen werden. Ein Bündel gezielter, auf die Hauptproblematiken und primären Typologien zugeschnittener Maßnahmen mit Schwerpunkten in den Bereichen Gesundheit, Vereinbarkeit, Qualifikationen, Bekämpfung von Altersdiskriminierung und passender Beratung wird für eine nachhaltige Reduktion der Zahl von langzeitbeschäftigungslosen Personen erforderlich sein. Zentrale Ansatzpunkte sind dabei Prävention, Frühintervention und individuell differenzierte Unterstützungsangebote.

Auftraggeber*innen: Arbeitsmarktservice Österreich
Mitarbeiter*innen: Andreas Riesenfelder, Daniela Hosner, Flavia Enengl, Lisa Danzer
von: 2023 bis: 2024

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