Arbeit 4.0, Bildung und Qualifikation: Herausforderungen und Lösungsansätze

Der Begriff „Arbeit 4.0“ bzw. „Arbeiten 4.0“ firmiert in der deutschsprachigen Debatte seit einigen wenigen Jahren als Überschrift zu unterschiedlichen Fragen der Zukunft der Erwerbsarbeit. Eine Konstante bilden dabei die Fragen nach den gegenwärtigen und wahrscheinlichen zukünftigen Auswirkungen von technologischen Veränderungen auf die Arbeitswelt sowie nach den damit einhergehenden Auswirkungen.
Fragen um Bildung, Qualifikation und Kompetenzen wurden dabei bisher vor allem aus der Perspektive der zukünftigen Anforderungen von Unternehmen thematisiert. Einschlägige Untersuchungen kommen dabei zu dem Ergebnis, dass in Zukunft vor allem Arbeitskräfte stark nachgefragt sein werden, die mit einem breiten Portfolio aus traditionellen fachlichen Qualifikationen, digitalen Kompetenzen, einem hohen Prozessverständnis sowie einem hohen Grad an Selbst- und Sozialkompetenz ausgestattet sind.
Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung werden vor allem unqualifizierte Jobs mit einem höheren Anteil an Routinetätigkeiten, die ein vergleichsweise hohes Automatisierungspotential aufweisen, wegfallen. Zugleich wird in der einschlägigen Forschung das Szenario einer weiter gehenden so genannten Polarisierung diskutiert. Der Arbeitsmarkt der Zukunft würde demnach vor allem aus zwei Formen von Tätigkeiten bestehen, die schwer zu automatisieren sind. Einerseits hochqualifizierte Tätigkeiten, die abstraktes Denken und soziales Handeln voraussetzen und andererseits weniger qualifizierte manuelle bzw. nicht-routinierte Tätigkeiten, die situative Anpassung und/oder persönliche Interaktion erfordern, inklusive spezifische Jobs im Dienstleistungsbereich.
Dabei sind Chancen und Risiken auf Arbeitsmärkten bereits in der heutigen postindustriellen Gesellschaft – neben anderem – nach Ausbildungs- bzw. Qualifikationsniveau sehr ungleich verteilt. Um einer gesellschaftspolitisch nicht wünschenswerten weitergehenden Dualisierung von Beschäftigungs- und Einkommenschancen entgegen zu wirken, bedürfte es neben anderem substantiell verstärkter Anstrengungen für ein generelles „Upgrading“ der Qualifikationen und Kompetenzen gerade von Personen, die diesbezüglich in einer vergleichsweise ungünstigen Situation sind.
Wenig entwickelt erscheint in Österreich auch die breitere öffentliche Debatte dazu, wie Ar-beitsmärkte vor dem Hintergrund zunehmender Digitalisierung im umfassenderen Sinn „sozial inklusiv“ gestaltet werden könnten. Neben Bildungs- und Qualifizierungschancen geht es dabei insbesondere um grundlegende arbeitsrechtliche Fragen wie die Definition von „abhängiger Beschäftigung“, um Lohnungleichheiten und Arbeitszeitverteilung, um Möglichkeiten bzw. Notwendigkeiten der bedarfsgerechten Anpassung sozialstaatlicher Sicherungssysteme und ihrer Finanzierung und um Fragen des Datenschutzes.

Die Studie fokussiert, basierend auf einer systematischen Literature-Review und Foksugruppen, auf folgende Fragen:
1. Welche Veränderungen in der Gesamtbeschäftigungsentwicklung und der Beschäftigungsstruktur sind vor dem Hintergrund von den dominant diskutierten Entwicklungen in Richtung Digitalisierung/Industrie 4.0 zu erwarten?

2. Welche Qualifikationen bzw. Kompetenzen werden in diesem Zusammenhang als besonders relevant angesehen und können demnach zu einer hohen Beschäftigungssicherheit beitragen?

3. Welche Anpassungsbedarfe bzw. Gestaltungsoptionen existieren vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Ausstattung von Arbeitskräften mit Qualifikationen/Kompetenzen und aktuellen Stärken und Schwächen des Bildungssystems, von Institutionen der beruflichen Aus- und Weiterbildung sowie der aktiven Arbeitsmarktpolitik?

4. Welche breiteren gesellschafts- und sozialpolitischen Implikationen sind vor dem Hintergrund der gegenständlichen technologischen und arbeitsmarktbezogenen Entwicklungen zu erwarten und welche Herausforderungen und Optionen politischer Steuerung existieren diesbezüglich?

Die Studie wurde unter Leitung und in Kooperation mit dem IHS (Marcel Fink & Katarina Valkova) umgesetzt.

Auftraggeber*innen: Kammer für Arbeiter und Angestellte Niederösterreich
Mitarbeiter*innen: Katarina Valkova, Marcel Fink, Petra Wetzel
von: 2017 bis: 2017