Danube4Rural.com: Integriertes transnationales Governance-Modell zur Anpassung der Politik ländlicher Gemeinden an die Bedürfnisse von Telearbeitskräften und Arbeitgeberverbänden

Die Entvölkerung ländlicher Gebiete stellt aktuell eine zentrale Herausforderung für den gesamten Donauraum dar. Damit einher geht die Notwendigkeit, die Steuerungskapazitäten der lokalen und regionalen Verwaltungsbehörden für einen besseren Umgang damit zu erhöhen. Hier setzt das vorliegende Projekt an und verfolgt das Ziel, ein Governance-Modell evidenzbasiert zu entwickeln, um förderliche Rahmenbedingungen zu schaffen und von Entvölkerung bedrohte ländliche Gebiete für hochqualifizierte Telearbeitskräfte attraktiver zu machen. Dieser Ansatz soll zum einen zur Wiederbelebung ländlicher Regionen beitragen und zum anderen dem Fachkräftemangel durch die Aktivierung zusätzlicher Telearbeitskräfte entgegenwirken. Attraktive Bedingungen für Telearbeit können zudem ein Faktor sein, um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Insbesondere in ländlichen Regionen, wo es (noch) kein flächendeckendes, leistbares Angebot an ganztätigen Kinderbetreuungsmöglichkeiten gibt, kann mit förderlichen Rahmenbedingungen für Telearbeitskräfte vor allem auch die Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöht werden.

Als Teil des Governance-Modells werden bedarfsorientierte Lösungsansätze erarbeitet und in drei Policy-Paketen gebündelt. Diese werden anschließend in neun von Entvölkerung betroffenen ländlichen Pilotgemeinden getestet, um deren ungenutztes Potenzial zu ermitteln und zu mobilisieren.

Das erste Policy-Paket fokussiert auf individuelle Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität von Telearbeitskräften in den Pilotgemeinden – etwa in den Bereichen Wohnen, öffentlicher Verkehr oder Freizeitgestaltung, oder auch der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, während das zweite Paket finanzielle Anreize für Telearbeitskräfte, wie bspw. Umzugsförderungen oder andere Steuererleichterungen, beinhaltet. Das dritte Policy-Paket umfasst Lösungsansätze, die den Rechtsrahmen betreffen und etwa auf den Abbau bürokratischer Hürden innerhalb der Verwaltungsbehörden abzielen, um die Umsetzung der beiden anderen individuellen Maßnahmenpakete zu erleichtern.

Eine sozialwissenschaftliche Studie bildet die Grundlage für die Erarbeitung dieser Lösungsansätze. Mit einer quantitativen Befragung sollen die Bedürfnisse und Wünsche von Facharbeitskräften, die an Telearbeit interessiert sind, adressiert werden. Konkret soll erhoben werden, welche Faktoren einen Umzug in ländliche Gebiete begünstigen würden. Gleichzeitig werden im Rahmen eines projektbegleitenden „Remote Worker Policy Hubs“ Vertreter*innen von Arbeitgeber*innen und Verbänden sowie öffentlicher Verwaltungsstellen in die Mitgestaltung konkreter Maßnahmen für die drei Policy-Pakete einbezogen sowie weitere Expert*innen dazu konsultiert. Die Studie wird von L&R Sozialforschung als Wissenspartner konzipiert und koordiniert und in Kooperation mit allen Projektpartner*innen in den einzelnen Ländern umgesetzt. Darüber hinaus ergänzen Befunde aus Dokumenten- und Sekundärdatenrecherchen und -analysen die durch eigene Erhebungen gewonnenen Erkenntnisse, um ein tieferes Verständnis der zielgruppenspezifischen Bedürfnisse sowie Herausforderungen ländlicher Gemeinden zu ermöglichen.

Nach der Pilotierung wird das Governance-Modell disseminiert, bewährte Lösungen sollen skaliert und auf weitere Gebiete, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen, übertragen werden. Dadurch werden Möglichkeiten zur Attraktivierung ländlicher Regionen sowie zur Bekämpfung des Fachkräftemangels und allgemein zur Förderung der Erwerbsbeteiligung mittels neuer und innovativer Telearbeitskonzepte aufgezeigt. Die transnationale Zusammenarbeit im Rahmen des „Remote Worker Policy Hubs“ unterstützt außerdem die weitere Projektumsetzung durch interdisziplinären Wissensaustausch und führt zu einer engeren Vernetzung zentraler Akteur*innen, Stakeholder*innen und Entscheidungsträger*innen in der Region.

Das Projekt wird grenzüberschreitend von elf Projektpartner*innen und weiteren elf assoziierten strategischen Partner*innen in zehn Ländern des Donauraums umgesetzt. Federführender Partner (Lead Partner) des Projektes ist die slowenische Gemeinde Moravske Toplice. L&R Sozialforschung übernimmt die Rolle des Wissenspartners (Knowledge Partner).

Auftraggeber*innen: Interreg Danube Region
Mitarbeiter*innen: Barbara Willsberger, Flavia Enengl, Katharina Aufhauser, Lisa Danzer, Nadja Bergmann
von: 2025 bis: 2027